Über den Spielmannszug Wesendorf
Unsere Chronik
Zu den Selbstverständlichkeiten der Schützenfeste in Wesendorf zählt seit nunmehr 93 Jahren, dass der Spielmannszug der Schützengesellschaft alle Umzüge durch den Ort anführt. Die ersten Impulse für spätere größere Aktivitäten der Spielleute gingen zweifellos von Heinrich Salge sen. bereits im Jahre 1925 aus. Spontan hatten er sich als Trommler und Heinrich Wegmeyer als Tambourmajor beim Schützenfest an die Spitze der ausmarschierenden Schützen gesetzt und so dem Umzug ein neues Gepräge gegeben. Bedauerlicherweise liegen keine schriftlichen Aufzeichnungen aus jenen Jahren vor, jedoch kann aufgrund übereinstimmender mündlicher Überlieferungen und Fotografien davon ausgegangen werden, dass seit 1927 die Spielleute offiziell
bei den Schützenausmärschen in Wesendorf die Umzüge anführen.
Der zweite Weltkrieg unterbrach nicht nur die Aktivitäten der Schützen in Wesendorf, sondern ließ auch die Betätigung der Spielleute für einige Jahre ruhen. Mit dem Neubeginn innerhalb der Schützengesellschaft formierte sich 1959 auch wieder der Spielmannszug.
In den letzten sechziger Jahren vollzog sich ein nicht unerheblicher Umschwung im Spielmannszug dadurch, dass immer junge Männer den Weg zum Spielmannszug fanden, so dass die Zahl der Aktiven Mitglieder innerhalb von fünf Jahren von 12 auf 38 Mitglieder anstieg!
War man in diesen Anfangsjahren nur bei den Wesendorfer Festen musikalisch aktiv, brachten die siebziger Jahre die ersten Auftritte bei Schützenfesten außerhalb von Wesendorf mit sich. In die Zeit des Umbruchs fielen weitere Neuerungen: So wurde 1974 zum ersten Male ein Zugkönigschießen durchgeführt. Erster Zugkönig wurde Karl-Heinz Düvel und aufgrund der nicht unerheblichen Vergrößerung des Spielmannszuges war auch eine „militärische“ Neuordnung unumgänglich geworden, in deren Folge 1975 die „Planstelle“ eines Zugunteroffiziers geschaffen wurde. Diese Aufgabe wurde Heinz Röseler übertragen, der sie bis 1982 innehatte und sie in dieser Zeit mit Leben erfüllte.
Anfangs der achtziger Jahre kam es zur großen Krise des Vereins: ausgelöst durch das Abtreten des damaligen Tambourmajors Lothar Reising stand der Verein ohne musikalische Führung da und viele der jugendlichen Spielleute verloren das Interesse. Entscheidende Mithilfe kam in dieser kritischen Phase dann aber auch aus dem Spielmannszug Jägercorps Knesebeck, dessen Leiter, Walter Schulze, auf eine Anfrage hin tätige Unterstützung zusicherte. Diese drückte sich in der Bereitschaft der beiden Jägercorps-Mitglieder, Klaus Wolter und Volkhardt Beckmann, aus, ihre Erfahrung in die Arbeit des Wesendorfer Spielmannszuges einfließen zu lassen. Dadurch gelang auch die Reaktivierung einiger älterer Spielleute, die bereits resignierend abtreten wollten, weil sie an einen Neubeginn der inzwischen erheblich geschrumpften Gruppe nicht mehr glaubten.
Es wurde konsequent auf Spielen nach Noten umgelernt – was bisher bei den Flötisten nur durch Zahlen und den Trommlern sogar nur nach Gehör erfolgte. Parallel wurden wieder junge Männer angeworben und ausgebildet sowie der Spielmannszug Vereinigung Niedersachsen e. V. beigetreten.
1986 stellte man sich dann erstmals, auf dem Bezirkswettstreit in Knesebeck, einer Jury. Belegte man im ersten Jahr noch den traurigen elften Rang – von zwölf gestarteten Spielmannszügen, so gelang im folgenden Jahr eine kleine Sensation mit dem erreichen des drittten Ranges beim Bezirkswettstreit in Hattorf.
Ermutigt von diesem positiven Ergebnis wurde die musikalische Entwicklung vorangetrieben: man studierte mehrstimmige Märsche ein und schaffte mit der Einführung von Alt – und Tenorflöten sowie Kesselpauken einen ganz neuen Klangkörper. Weiterhin spornten diese Erfolge auch zu anspruchsvollerer Literatur an, so wurden die Märsche immer schwieriger und 1989 trug man - mit der Idylle „Die Mühle im Schwarzwald“- erstmals auch Konzertante Musik, auf dem Königsfrühstuck. Der Höhepunkt dieser turbulenten Jahre war dann die Teilnahme des Jugendzuges an der Deutschen Jugend-Meisterschaft in Mühlhausen bei Heidelberg, für die sich die jungen Spielleute über den Bezirkswettstreit in Wesendorf und den Landesentscheid qualifiziert hatten. Ein 5. und ein 6. Platz auf Bundesebene ließen damals aufhorchen.
Eine „mittlere Revolution“ bedeutete 1990 der eingebrachte Antrag, auch Mädchen in die Reihen des Spielmannszuges aufzunehmen. Nach teilweise emotional geführten Diskussionen setzten sich am Ende die Befürworter des Antrages durch, und die Mädchen sind mittlerweile ein fester Bestandteil geworden!
Durch die beschriebenen Neuerungen Ausgangs der 80er und Anfang der 90er Jahre ist es gelungen, das Interesse vieler Jugendlicher an der Mitwirkung im Spielmannszug zu wecken und dieses durch eine intensive, zielgerichtete Ausbildung zu erhalten. Wesentlich in diesem Zusammenhang und damit ebenfalls von tragender Bedeutung für die weitere Entwicklung: die regelmäßigen Besuche der Bundesmusikschule in Bad Gandersheim durch Spielleute mit dem Ziel, weitere Ausbilder für den eigenen Nachwuchs zu bekommen. Ein weiterer Erfolg, der sich nicht in Platzierungen ausdrückt, ist auch die Tatsache, dass seit 1991 regelmäßig Wesendorfer Spielleute ihren Wehrdienst beim Spielmannszug des Heeresmusikkorps 3 in Lüneburg ableisten – auch dieses ein weiterer hinweis auf die gute Ausbildungsarbeit die geleistet wird. Heute ist der Spielmannszug Wesendorf, unter der musikalischen Leitung von Matthias Welk und der Stabführung von Michael Harms, zu einem 54 köpfigen Musikverein angewachsen der mit seiner Musik aus traditionellen Märschen bis hin zu Werken aus Operette und Klassik seine Zuhörer auf vielen Konzerten, Wettstreiten und Festen, in Wesendorf und weit darüber hinaus zu begeistern weiß.